Nathalie Grenzhaeuser I Stefanie Zoche
bis 17. Februar 2024
AXEL OBIGER
Brunnenstraße 29
10119 Berlin
Rahmenprogramm
- 9. Februar 2024 partizipative Sound-Performance Circuit for Sea von Sebastian Giussani und Daniel Mohr (München), 19- 22 Uhr
- 17. Februar 2024 Künstlerinnen-Gespräch mit der Kuratorin Dr. Jule Reuter (Berlin), 19 Uhr
Nathalie Grenzhaeuser und Stefanie Zoche arbeiten in einem interdisziplinären Feld zwischen Kunst und Wissenschaft, wobei sie sich auf sehr unterschiedliche Weise mit der Beziehung des Menschen zur Natur im Zeitalter des Anthropozäns auseinandersetzen. Beide waren 2006 in der Ausstellung „Gletscherdämmerung“ vertreten, der ersten Kunstausstellung zum Klimawandel im deutschsprachigen Raum (ERES Stiftung München). Seitdem haben sie mehrmals zusammen ausgestellt, zuletzt im MaximilliansForum München, für das sie ihre erste solo Ausstellung „Tales of Water and Sand“ konzipiert haben.
„Creatures in Critical Zones“ ist ihre zweite gemeinsame Ausstellung, in der sie sich mit dem maritimen Ökosystem und unterschiedlichen Meeresbewohnern befassen.
Nathalie Grenzhaeusers Fotografien und Videoarbeiten entstehen seit 2015 auf wissenschaftlichen Forschungsstationen. Zwischen 2018 und 2021 hat sie in Karelien, Russland am weißen Meer Meeresbiologen bei ihren Forschungsroutinen begleitet und sich mit der Morphologie wirbelloser Meerestiere und deren Lebenszyklen auseinandergesetzt. Ein weiterer Aspekt ihrer Arbeit widmet sich den Räumen wissenschaftlicher Präsentation, Aufbewahrung und Forschung, wie das Zoologische Museum in Sankt Petersburg, ein naturkundliches Museum, das sie oft besucht hat. In einem mehrmonatigen Prozess hat sie aus dem fotografischen Material des Museums neue Räume entwickelt, die von den „Carceri“ Giovanni Batista Piranesis inspiriert sind. Die entstandenen Bilder verbinden die museale Architektur mit dem Meeresraum und werden von Grenzhaeuser auch „Tales of Water“ genannt. Sie erinnern an Traumsequenzen, die den Betrachtenden einen mehrdeutigen, assoziativen Raum eröffnen, in dem das Verhältnis zwischen Natur und Kultur ausgelotet wird, die sich aber dennoch einer eindeutigen Lesbarkeit entziehen.
Stefanie Zoche beschäftigt sich seit vielen Jahren nahezu ausschließlich mit ökologischen Fragestellungen. Neben der Klimakrise und dem Umgang mit Ressourcen – insbesondere dem schwindenden Rohstoff Sand – liegt ihr Fokus aktuell auf ozeanischen Ökosystemen.
Für ihre Arbeit „Heliodiscus und andere Akteure“ hat sie phototaktische Mikroalgen zum Akteur, zum Zeichner von Bildern gemacht: Sie platzierte Petrischalen mit phototaktischen Algen auf Leuchtkästen, auf denen Mikroskopieaufnahmen von Kieselalgen lagen. Um Fotosynthese zu betreiben, schwammen die Algen zu den hellen Stellen der Vorlagen und bildeten so die Formen der Kieselalgen durch ihr Wachstum nach. Diese Bilder verdichtete die Künstlerin zu einer fotografischen Gesamtkomposition. Außerdem zeigt Stefanie Zoche neue Arbeiten, die sie während einer Künstlerresidenz im Herbst 2023 auf Island entwickelt hat, wie „Unspecified Critters in the Critical Zone“, eine skulpturale Installation aus Braunalgen, und die Videoarbeit „Requiem“.
Im Ausstellungsraum treten die Fotografien, Videoarbeiten und Skulpturen der beiden Künstlerinnen in einen unmittelbaren Dialog zueinander, der eine vielschichtige Reflexion über das komplexe Verhältnis des Menschen zur Natur entstehen lässt.