bis 09. April 2023
kuratiert von Hans-Jürgen Hafner und Gunter Reski
Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft
Kressengartenstraße 2, 90402 Nürnberg
Mit Beiträgen von 3 Hamburger Frauen, Maximiliane Baumgartner, Norbert Bisky, Henning Bohl, Lutz Braun, Wolfgang Breuer, Constant Dullaart, Anke Dyes & Anna Lena von Helldorff, Julia Eichler, Katja Eydel, FAMED, Friederike Feldmann, Michael Franz & Franziska Ipfelkofer, Claus Föttinger, Manuel Graf, Philipp Höning, Dale Holmes, Julius Jurkiewitsch, Thomas Kilpper, Claudia Kugler, Christine Lemke, Olga Lewicka, Stephan Machac, Michaela Meise, Anna Meyer, Leonie Nagel & Max Stocklosa, Nils Norman, Stefan Panhans, Peter Piller, Christian Rothmaler & Steffen Zillig, Eran Schaerf, Heidi Specker, SUSI POP, Catharina Szonn, Wawrzyniec Tokarski, Suse Weber, Alex Wissel, Ina Wudtke, Christine Würmell, Lena Ziese, Steffen Zillig
„Die Zukunft der SPD #3“ umfasst vierzig Poster, die auf Einladung von Hans-Jürgen Hafner und Gunter Reski von den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler eigens für das Ausstellungsprojekt entworfen wurden. Das politische Plakat hat eine lange Tradition – auch und gerade in der bildenden Kunst, die bekanntlich ein ganz eigene Form der Politizität beanspruchen kann. Dinge und Ideen zu veranschaulichen, ist immer noch die – selbstgestellte – Kernaufgabe der Kunst. Warum nicht die Sozialdemokratie als historisches Konzept und politisches Projekt der Gegenwart und ihre Zukunftsaussichten?
Die Idee zu einer Ausstellung mit dem Titel „Die Zukunft der SPD“ entstand, als besagte Partei einen Tiefpunkt nach dem anderen durchlitt. Erstmals im Winter 2019 in der Berliner Galerie Zwinger realisiert, sah es nämlich ganz danach aus, als hätte die SPD schlicht keine Zukunft mehr. Umso überraschter waren wir – die Kuratoren und die über dreißig beteiligten Künstlerinnen und Künstler –, welch große Wellen so ein kleines Projekt schlug, das damals, buchstäblich, mit „no budget“ realisiert werden musste. Ein Medienecho von der taz bis zur FAZ, vom Freitag bis in die Frankfurter Hefte hinein, ganz zu schweigen von den vielen Genossinnen und Genossen, die wahrscheinlich zum ersten Mal in einer kommerziellen Kunstgalerie auf der Suche nach der Zukunft der Sozialdemokratie waren. Es war, in anderen Worten, dringend geboten, eine solche Zukunft im Format „Ausstellung“ zur Diskussion zu stellen.
Zur zweiten Ausgabe der Schau im Ausstellungsraum von Provinz Editionen in Bochum erschien kein einziger Artikel, wenngleich wieder viele Genossinnen und Genossen. Dafür ging passgenau zur Finissage unseres Projekts – zur Überraschung Vieler – die SPD als Siegerin der Bundestagswahl hervor.
Nun lebt auch die dritte, auf Einladung des Kunstverein Nürnberg zustande gekommene Ausgabe der Ausstellung „Die Zukunft der SPD“ wieder von den individuellen Einsätzen der daran beteiligten, diesmal vierzig Künstlerinnen und Künstler. Und wieder ist die Schau keinesfalls klüger als die nominelle Hauptfigur des gegebenen Stücks: die SPD als parteilich organisierte Form eines immer noch ziemlich interessanten politischen Konzepts namens Sozialdemokratie. Um dieses Konzept mit seiner langen Geschichte geht es uns, aber auch um die „Sozialdemokratie“ als gegenwärtiges und zukünftiges Projekt.
Bleibt abzuwarten, was daraus in einer Stadt wird, die die Zukunft vor allem in einem für teures Geld gemieteten Museum kennenlernt.
Nach wie vor lernen wir – Kuratoren, Teilnehmende und ihr Publikum –, was diese Schau in ihrer durchs „Medium Poster“ formatierten künstlerischen Vielstimmigkeit sein könnte: eine thematische und/oder spekulative Ausstellung; ein längst überflüssig gewordener oder dringend neu zu startender Diskurs über die „Sozialdemokratie“; ein Politikberatungsseminar von und für Künstlerinnen und Künstler, die sich im Zeitalter einer gesellschaftsrelevant „vernutzten“ Kunst selbst oft lieber als Radikale denn als Realisten präsentieren. Die Schau könnte die Outlines einer Utopie skizzieren, die immer noch nach dem geeigneten Ort ihrer Verwirklichung sucht und basiert zugleich auf realer und/oder ideeller Selbstausbeutung; sie ist ein Kunstkurs für Genoss*innen und solche, die es werden wollen; ein Marketing Stunt für ein nicht vorhandenes Produkt, dessen parteiliche Form zurzeit immerhin an den Regierungshebeln sitzt; ein Ausfallschritt ins notorisch komplizierte Verhältnis von Politik und Kunst oder schlicht eine von Rottönen dominierte Postergalerie…
Hans-Jürgen Hafner und Gunter Reski