Im Oktober 2016 eröffnete das Haus der Kunst die wegweisende Ausstellung Postwar. Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965, ein historisches Projekt, das zum ersten Mal die Kunstproduktion auf allen Kontinenten unter den Bedingungen des Zweiten Weltkriegs in den Mittelpunkt stellte. Die von Okwui Enwezor, Katy Siegel und Ulrich Wilmes kuratierte Ausstellung beleuchtete die epochalen gesellschaftlichen Veränderungen anhand der Werke von mehr als 200 Künstler*innen aus fast 70 Ländern. In acht thematische Abschnitte gegliedert, entspannten sich die verschiedenen regionalen, nationalen und transnationalen Beziehungen und Verbindungen der künstlerischen Produktion während des zwanzigjährigen Zeitraums. Es sind zwei weitere Ausgaben des Projekts geplant, die sich mit dem Postkolonialismus beziehungsweise dem Postkommunismus befassen und diese Untersuchung des globalen, verflochtenen Charakters unserer sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen bis in die Gegenwart führen sollen.
Um ein solches Unterfangen zu konzipieren, rief Enwezor Kurator*innen, Wissenschaftler*innen und Denker*innen aus der ganzen Welt auf und ermöglichte eine Reihe von Symposien, Diskussionen und Stipendien, die das Konzept „Nachkrieg“ in seiner ganzen Vielschichtigkeit zu entschlüsseln versuchten. Durch die Ausweitung der Ausstellung auf eine ausführliche Untersuchung dieser globalen Kräfte und Begegnungen, rückte dieses kuratorische Projekt auch die „Zeitgenossenschaft“ der Nachkriegszeit in den Vordergrund; eine Art und Weise, in der sie aktuelle Debatten über die Globalisierung und ihre Nachbeben vorwegnimmt.
In seinem Vortrag geht es Damian Lentini um die Konzeption und Realisierung von Postwar und wie diese Überlegungen in zukünftige Projekte einfließen könnten. Der Vortrag wirft einen Blick hinter die Kulissen und gibt Hinweise darauf, wie zeitgenössische Kuratoren und Künstler aus den Lehren der Ausstellung lernen können, um die Kunst der letzten 75 Jahre und ihre Beziehung zu unserer Gegenwart neu zu überdenken.
Damian Lentini ist derzeit Kurator an der Wiener Secession. Er promovierte 2009 an der University of Melbourne und unterrichtete zeitgenössische Kunst, Kuratieren und Museologie. Vor seinem Wechsel nach Wien war Lentini Kurator am Haus der Kunst München (2015-2023), wo er das große Privileg hatte, gemeinsam mit Okwui Enwezor, Ulrich Wilmes und Katy Siegel an dem wegweisenden Ausstellungsprojekt Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965 (2016) zu arbeiten. Im Anschluss an Postwar realisierte Lentini wichtige Projekte mit Künstlern wie El Anatsui, Phyllida Barlow, Kapwani Kiwanga, Sarah Sze, Sung Tieu, Raqs Media Collective, Harun Farocki, Dumb Type, Khvay Samnang, Lina Lapelytė, dem Karrabing Film Collective und anderen.
Der Vortrag findet auf Englisch statt.