In ihrem Vortrag wird Kerstin Brätsch auf die zentralen Themen ihrer künstlerischen Praxis eingehen: Diese kreist um die Idee von Malerei, changierend zwischen einer konzeptionellen Analyse des Mediums und einer Hingabe an malerische Prozesse. Brätsch nutzt Malerei sowie auch Performance und Kollaborationen um die psychologischen, physischen und sozialen Ausdrucksformen des Körpers zu hinterfragen. In ihrem Fokus auf das Medium versucht sie, dieses zu destabilisieren und die Definition von Malerei selbst zu erweitern. Ein zentrales Thema ist die Beziehung zwischen Malerei und Subjektivität, eine Verbindung, die in ihrem Werk aufgeweicht, unterlaufen und manchmal parodiert wird. Dies zeigt sich vor allem in ihrer Auseinandersetzung mit dem metaphysischen Strang der Abstraktion, den animistischen Eigenschaften von Malerei und der Befragung des Okkulten.
Um die Handlungsfähigkeit in der Malerei zu hinterfragen und sie als ein erweitertes Feld zu begreifen, bringt Brätsch handwerkliche Praktiken (wie Glasmalerei, Papiermarmorierung und stucco marmo) und dauerhafte Kollaborationen ins Spiel. Dabei bewegt sie sich vom Persönlichen zum Kollektiven, um die weitgehend unangefochtene Geschichte des Mediums zu hinterfragen. Zusätzlich zu ihren kreativen Bündnissen mit Kunsthandwerker*innen gründete Brätsch 2007 zusammen mit der deutschen Künstlerin Adele Röder das Kollektiv DAS INSTITUT, das die Energie zweier Künstlerinnen in einem Tandem bündelt. Seit 2010 arbeitet sie mit dem amerikanischen Künstler Debo Eilers unter dem Namen KAYA zusammen, um dabei unterschiedliche Identitäten, Hierarchien und Machtstrukturen zu verhandeln. Während DAS INSTITUT vom Wesen her ephemer ist, kann KAYA hart und brutal sein.
Brätsch studierte an der Universität der Künste in Berlin (Meisterschüler Prof. Lothar Baumgarten, 2008) und an der Columbia University, New York (MFA 2007). Jüngste Einzelausstellungen und Auftragswerke sind BAUBAU (a play space for kids), Gropius Bau, Berlin (2024); Die Sein (Para Psychics), Ludwig Forum Aachen, 2022; MIMIKRY, Fridericianum, Kassel (2023); Memory (Fossil Psychics and Stone Mimicry), Luma Foundation, Café du Parc, Arles (2021) und Fossil Psychics for Christa, The Museum of Modern Art, Terrace Café, New York (2019). 2025 erhält sie eine Einzelausstellung im Munch Museum in Oslo. Brätschs Arbeiten wurden in wichtigen Gruppenausstellungen gezeigt, darunter Clandestine Knowledge, The Museum of Modern Art, New York (2023); The Milk of Dreams: 59th International Art Exhibition, La Biennale di Venezia, Venedig (2022); The Botanical Mind, Camden Arts Center London (2020) und, als KAYA, bei der Whitney Biennale, New York (2017). Brätsch erhielt den Günther-Peill-Preis der Günther-Peill-Stiftung und den Helen-Frankenthaler-Preis für Malerei der Foundation for Contemporary Arts (2020), den Edward-Munch-Preis (2017) und den August-Macke-Preis (2014). Als KAYA, gemeinsam mit Debo Eilers, erhielt sie 2019 den Villa-Romana-Preis.