Im Kontext ihrer Ausstellungsvorbereitung für die documenta fifteen in Kassel reflektiert das Kollektiv ruangrupa in einem Vortrag über ihre spezifischen Methoden und die im Prozess aufgeworfene Fragen, z.B. nach der Bedeutung von ruangrupa unter den derzeitigen Bedingungen sowie nach den entstehenden Konsequenzen für ihre Arbeitsweise in Kassel.
Mit dem ruruHaus bringt ruangrupa ein zentrales Element ihrer kuratorischen Praxis aus Jakarta nach Kassel. Dieser Ort ist hat klein angefangen und wächst mit der Zeit durch die Vielfalt an Input. Es ist ein Wohnzimmer, in dem ruangrupa das einüben kann, was und wie sie es am besten können: Gespräche anbieten, Beziehungen aufbauen, Ideen teilen und versuchen, mit Menschen aus einer jeweiligen Stadt sowie mit Gästen zu verstehen, was z.B. in Kassel bereits existiert. Die Vielfalt an Wissen, Fähigkeiten, Erfahrungen, Bedürfnisse und Werte wird hier eingebracht und finden in diesem Ort ihr Gleichgewicht. Es ist, kurz gesagt, ein Labor. Eines für den Dialog. Etwa wie ein Radiosender, der eine Vielzahl von Geschichten wiedergeben kann. Genau wie eine Gebärmutter, in der Embryos gehütet werden, damit sie wachsen und in Zukunft selbständig sein können.
Als Erweiterung von ruangrupas Praxis stellt die Versammlung (oder majelis, wie sie in Gudskul genannt wird) einen Entscheidungsmechanismus dar. Welche Art von majelis im ruruHaus praktiziert wird, hängt von den Beziehungen ab, die durch seine Existenz katalysiert werden. Zu den Aktivitäten des ruruHauses zählen auch Künstler*innenaufenthalte und Aktivitäten von/für Lumbung-Partner. Auf diese Weise könnte es auch als ein gemeinsamer Ressourcenpool (in ihrer Gesamtheit) sowie als ein Treffpunkt zwischen Kassel und dem, was jenseits seiner Grenzen liegt, gesehen werden. Im ruruHaus wird nongkrong im Kasseler Stil (mit oder ohne Distanz) entwickelt und praktiziert. Dazu werden Verbindungen zu Kasseler Initiativen aufgebaut, um – anstelle von konzeptionellen Erklärungen – nongkrong direkt zu praktizieren.
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.