Der*Die Protagonist*in in Ursula Biemanns filmischen Narrativen der letzten Jahre ist die Figur des*der indigenen Wissenschaftler*in, die aus einer gemeinsamen Geschichte von Kolonialismus und dem Aufkommen der modernen Wissenschaft hervorgeht. Im Auftrag des Kunstmuseums der Nationalen Universität von Kolumbien hat Ursula Biemann 2018 umfangreiche Feldforschungen in den Wäldern des Amazonas durchgeführt, die zu mehreren künstlerischen Produktionen geführt haben – darunter das Video Forest Mind und Devenir Universidad, ein kollaboratives Projekt, das die Mitgestaltung einer biokulturellen indigenen Universität im Amazonasgebiet beinhaltet. Dieses visionäre Projekt, das sich auf eine internationale Partnerschaft stützt, zielt darauf ab, eine Brücke zwischen indigenen Wissenssystemen und der modernen Wissenschaft zu schlagen und eine unterstützende ökozentrische Weltsicht zu fördern. Ihr Vortrag wird die Frage aufwerfen, wie die Kunst zur Dekolonisierung des Wissens beiträgt und den Übergang von einem extraktiven zu einem generativen und imaginativen Paradigma vorantreiben kann. Wenn Bilder nicht nur bestehende Realitäten abbilden, sondern diese tatsächlich mit beeinflussen, welche Rolle kann dann die Bilderzeugung in der Begegnung mit dem lebendigen kognitiven Territorium spielen?
Ursula Biemann ist Künstlerin, Autorin und Video-Essayistin. Ihre künstlerische Praxis ist forschungsorientiert und umfasst Feldforschung an entlegenen Orten von Grönland bis Amazonien, wo sie den Klimawandel und die Ökologien von Öl, Eis, Wäldern und Wasser untersucht. In ihren vielschichtigen Videos verwebt die Künstlerin weite filmische Landschaften mit Dokumentaraufnahmen, Scence-Fiction-Poesie und wissenschaftlichen Erkenntnissen, um eine sich verändernde planetarische Realität zu erzählen.
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.
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