Der harmlose Akt, eine Matka (ein Tongefäß mit Trinkwasser) an die Haustür zu stellen, ist eine kollektive Anerkennung des Durstes. Diese fremdartige, häusliche Geste für den verirrten Passanten schafft einen kleinen Raum, den winzigsten Raum der Atempause, eine schmale Öffnung, für die nicht ganz einfache Begegnung. Das fremdartige Element unterbricht – setzt einen Fuß in die Türschwelle, die Piazza, den Hof – und schafft einen Riss im öffentlichen Raum.
Die Kuratorin Zasha Colah wird über zwei Ausstellungen sprechen: „Extraneous“ (Curated By Festival, Exile, Wien, Österreich, September 2022) und die Ausstellung der Arbeitsgruppe der Künstlerin Margherita Moscardini, „And remember that holes can move“ (Ar/Ge Kunst, Bozen, September 2023). Colah wird über die für diese Ausstellungen zusammengetragenen künstlerischen Praktiken nachdenken, die an den Rändern der Legalität arbeiteten und direkt in das internationale Recht und seine Prozesse eingriffen, um die Absurditäten des Staates, der festen Identitäten und der Grenzen zu sezieren und aufzudecken, sowie über die Dringlichkeit, ein neues historisches Bewusstsein zu bilden, um das herum eine Idee von Staatsbürger*innenschaft genäht werden kann, die frei von territorialen Ursprüngen und Blutsbanden ist.
Zasha Colah ist Co-Kunstdirektorin von Ar/Ge Kunst (mit Francesca Verga, Bozen, 2023-) und Dozentin für Kuratorische Studien an der Nuova Accademia di Belle Arti (Mailand, 2018-). Sie ist Kuratorin der 13. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst (Juni bis September 2025). In der Vergangenheit war sie Forschungsstipendiatin am 221A (Vancouver, 2021-22) für ein Projekt über indigene Geografien mit dem Titel „The Scorched Earthly“. Ihre Doktorarbeit (La Sapienza, 2020) drehte sich um Illegalität und Meta-Ausstellungspraktiken von 1982 bis 2016 in Indo-Myanmar. Sie war Mitbegründerin der kuratorischen Kollaboration und Künstlervereinigung Clark House Initiative (Mumbai, 2010-22) und ko-kuratierte Aktionen und Ausstellungen sowohl an diesem Ort als auch im öffentlichen Raum sowie auf Einladung von ISCP New York, Ink Yangon, Kadist Paris, SMBA Amsterdam und anderen (mit Yogesh Barve, Sachin Bonde, Poonam Jain, Prabhakar Pachpute, Amol K Patil, Rupali Patil, Nikhil Raunak und Sumesh Sharma, 2010-15). Zuvor war sie Kuratorin für moderne indische Kunst am JNAF/CSMVS Museum und Kuratorin für öffentliche Programme an der National Gallery of Modern Art, beide in Mumbai. Zu ihren kuratorischen Projekten gehören „I love you Sugar Kane“ (ICAIO, Port Louis, 2016), eine monografische Ausstellung von Prabhakar Pachpute (mit Luca Cerizza, NGMA Mumbai 2016), „body luggage“ (steirischer herbst, Kunsthaus Graz, 2016), 3. Pune Biennale (mit Luca Cerizza, 2017), 2. Yinchuan Biennale (Kurator*innenteam unter der Leitung von Marco Scotini, 2018) und Einzelausstellungen von Muna Mussie, Anawana Haloba (mit Chiara Figone, Archiv Mailand, 2021). Sie lebt in Turin, Italien (2017-). Derzeit lebt sie in Berlin (2024-25), um die 13. Berlin Biennale vorzubereiten.
Der Vortrag findet auf Englisch statt.