AUGMENTED BAHNHOFSVIERTEL ist ein Ausstellungsprojekt der freitagsküche zu Fragen des digitalen öffentlichen Raumes, das sich mit den nicht-kommerziellen Möglichkeiten der AR - Augmented Reality - im Stadtbereich und an den Rändern des Bahnhofsviertels in Frankfurt auseinandersetzt.
Das Projekt startet an dem Wochenende vom 17. bis 19. September 2021 mit öffentlichen Walks zu den Ausstellungsorten:
- Freitag, 17.9.21 um 18 Uhr
- Samstag, 18.9.21 um 18 Uhr
- Sonntag, 19.9.21 um 16 Uhr
Treffpunkt an der Euro-Skulptur am Willy-Brandt-Platz. Die Walks enden in der freitagsküche (Adresse: Mainzer Landstrasse 105).
Darüber hinaus werden in den folgenden Wochen begleitende Veranstaltungen stattfinden und weitere künstlerische Arbeiten veröffentlicht. Die Veranstaltungen von AUGMENTED BAHNHOF SVIERTEL sind Teil des Programms „TTSP. Walk Talk Dark“.
Beteiligte Künstler*innen: Andreas Diefenbach, Parastou Forouhar, Tina Kohlmann, Maiken Laackmann, Achim Lengerer, Yves Mettler, Emeka Ogboh, Katharina Pelosi, K. Ulrich Schneider, Götz Schramm, YRD-Works, saasfee uvm.
AUGMENTED BAHNHOFSVIERTEL wurde von Thomas Friemel, Maiken Laackmann, Achim Lengerer und Tobias Still konzipiert und ist Teil des freitagsküche-Programms „BROADCASTS FROM THE KITCHEN", einer Plattform zur Entwicklung-, Produktionen- und Distribution von digitalen künstlerischen Arbeiten, unterstützt durch DIEHL+RITTER/INS FREIE!, die vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Kulturpakets 2 des Landes Hessen sowie durch das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und der Stiftung Kunstfonds NEUSTART KULTUR gefördert wird. Ergänzt wird „BROADCASTS FROM THE KITCHEN" durch den "freitagsküchen-Podcast" zu Fragen von Ökonomie, Lebensbedingungen und künstlerischer Arbeit sowie die Künstler*in-Edition „shopshop“.
Weitere Informationen unter: www.broadcastsfromthekitchen.de (Online-Launch am 13.9.2021)
Zur Entstehung des Projekts AUGMENTED BAHNHOFSVIERTEL
„There is no public space anymore, everything is privatised."
Mark Fisher
Der Kulturtheoretiker Mark Fisher (1968-2017) hat in seinem einflussreichen Buch "Capitalist Realism: Is There No Alternative?" von 2009 die zentrale These formuliert, dass es leichter sei „sich das Ende der Welt, als das Ende des Kapitalismus vorzustellen“. In seiner Analyse untersucht Fisher die Auswirkung der neoliberalen Agenden und attestiert, dass die fortschreitende Privatisierung der Lebensbereiche zu einem Verschwinden des öffentlichen Raumes sowie zu Prozessen der Gentrifizierung und, unter anderem durch die enormen Kosten für Wohnraum, Prekarisierung von ganzen Bevölkerungsgruppen in Großsädten wie London oder auch Frankfurt geführt hat.
Die freitagsküche befindet sich mit seinem Standpunkt an der Mainzer Landstrasse 105 im Zentrum dieser städtischen Dynamik. Einerseits an der Nordseite des Frankfurter Hauptbahnhofes gelegen, mit direkter Verbindung durch die Ottostrasse an die dort angesiedelten, von Migrationserfahrungen geprägten Community-Treffpunkten in Ladenlokalen und Restaurants, andererseits an den Stadtteil Gallus angrenzend, mit den problematischen Auswirkungen des neu entstandenen Europaviertels auf die umgebenden Stadtteile. Genau in diesem städtischen Spannungsfeld lokalisiert, möchte das Künstlerhaus freitagsküche in diesem Jahr seine über 15 Jahre entwickelte Tätigkeit der sozialen Gastgeberschaft, Produktion und Vermittlung von künstlerischen Formaten erweitern und in den lokalen sowie digitalen Stadtraum zwischen dem Bahnhofs- und Gutleutviertel eingreifen.
AR - Augmented Reality hält als wegweisende Technologien der Zukunft immer weiter Einzug in unseren Alltag. Die fortschreitenden Entwicklungen werden wohl dazu führen, dass Unternehmen eine AR-Cloud etablieren, die GPS-Daten mit digitalen Inhalten versehen kann und diese frei zur Verfügung stellt. Dies könnte einen Meilenstein in Bezug auf das mediale Verhalten von Menschen markieren. Eine Vielzahl an Startups befasst sich bereits mit der Thematik und der Vision, über unsere analoge Realität eine digitale, mit frei wählbaren Informationen bespielte Haut zu stülpen, die vor allem auch aus wirtschaftlicher Sicht ein vielversprechendes Feld definiert.
Zentrale Fragen, mit denen sich das Projekt AUGMENTED BAHNHOFSVIERTEL befasst, sind: Welche Auswirkungen hat die Entwicklung der fortschreitenden Privatisierung der Lebensbereiche sowohl kurz- als auch langfristig für die Kultur und Lebenskultur sowie den digitalen öffentlichen Raum der Stadt? Wem wird dieser digitale Raum in Zukunft gehören? Welche Alternativen können der kompletten Ökonomisierung des öffentlichen digitalen Raumes entgegengesetzt werden? Und welche Rolle könnten künstlerische Interventionen hierbei einnehmen?