Justine Otto | Juno Rothaug
Eröffnung Mittwoch 22. Juni 2022 18 Uhr
Ausstellung 23. Juni bis 3. Juli 2022
WESTWERK.
Admiralitätstr. 74
20459 Hamburg
Dienstag bis Freitag 16–19 Uhr
Samstag/Sonntag 12–16 Uhr
Mit Justine Otto und Juno Rothaug erleben wir die Begegnung zweier Malerinnen-Generationen, die das Westwerk bildgewaltig verwandeln wird. Die eine längst international renommierte Künstlerin, die andere noch im Studium und erst am Anfang ihrer ausstellerischen Tätigkeit. Eine unwahrscheinliche, eine unübliche Konstellation, auf die sich beide hier einlassen. »What Are The Odds?«, fragt daher auch der Ausstellungstitel und verspricht einen spannenden Dialog zweier malerischer Positionen.
Justine Otto geht es in ihrem Schaffensprozess vor allem um die Malerei an sich. Ihr Malstil hat sich im Lauf der Zeit ständig weiterentwickelt, ist aber schon lange unverkennbar eigen. Ihre typische Farbpalette, Pinselführung und Dramaturgie, aber auch die Zerlegung des Sujets in bestimmte einzelne, ornamental wirkende Formen, machen ihre außerordentliche Malerei aus. Der ständige Wechsel zwischen figürlich und abstrakt ist virtuos. Brechen und neu zusammenfügen ist ihr Mantra, gewürzt mit einer Prise Pop.
Ihre Freude an surrealer Erfindung von Formen und Kompositionen ist dabei unverkennbar. Obwohl das gegenständliche Sujet erhalten bleibt, muss es doch hinter malerische Entscheidungen wie Lichtführung oder Kompositionen zurücktreten. Dafür verzichtet Justine Otto auf Eindeutigkeit. Mit wenigen Pinselstrichen vermag sie ein gerade soweit reichendes Angebot zu formulieren, dass unsere Wahrnehmung nicht in ein grundsätzliches Zweifeln umschlägt. Denn die Welt des Gegenständlichen ist mit ihrem suggestiven, verwirrenden Charakter uneindeutiger, als wir gemeinhin wahrhaben möchten. In Justine Ottos Malerei stehen alle Ereignisse gleichberechtigt nebeneinander. Erst unser urteilender Blick lässt das ein oder andere gewichtiger erscheinen.
Justines Gemälde entstehen über Zeichnungen und darauffolgenden Collagen. Das »Gerüst« oder die Idee werden durch ihre Malerei belebt, die sie beliebig umändern kann. Oft malt sie nach alten Schwarzweißfotos von »Machtpersonen« oder »Mythen« des Wilden Westens ihre abstrakten Helden. Ihre Gemälde sind wie Kompositionen, wie auch die Bilder von den Musikern mit den multiplen Beinen.
Juno Rothaugs Arbeiten entstehen mit dem Ausgangspunkt einer narrativen oder figurativen Idee, die sie den verschiedensten Bereichen ihres Lebens entlehnt, sei es aus der eigenen Biographie oder als Referenz aus Kunstgeschichte, Literatur und Popkultur. Anfangs legt sie den Bildaufbau grob auf dem Malgrund fest, jedoch ohne eine genaue Vorskizze aufzubringen, sondern Schwerpunkte setzend, Beziehungen oder Dynamiken zwischen den einzelnen Elementen erforschend.
Im Malprozess erfolgt dann eine Verschlüsselung und teilweise auch wieder eine Entschlüsselung dieser ursprünglichen Idee. Es entsteht ein Wechselspiel von Offenlegen und Verstecken der Figur, ein Balancieren und aus der Ruhe bringen, Spannung und Entspannung – das Verhandeln dieser Gegensätze mittels der Malerei und ihrer Chiffrierungen sowie das Übersetzen ihrer Beobachtungen der Welt, von Menschen und ihren Beziehungen in Farbschwünge. Nachdem Juno Rothaug die Bestandteile sukzessive demontiert hat, löst sich das Bild von seiner Vorlage der narrativen oder figurativen Idee und wächst in der Dynamik seiner Entstehung. Hinweise auf die Narrative und Figuren, die den Ausgangspunkt darstellen, geben dann die Titel, die zum Teil schmunzeln lassen oder aber auch die sensiblen Zusammenhänge und Beziehungen der Künstlerin zu den ursprünglichen Figuren erahnen lassen.
Justine Otto, geboren 1974 in Zabrze/Polen, absolvierte von 1996–2003 ihr Studium der freien Malerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt am Main, bei Professor Peter Angermann und Professor Michael Krebber, das sie als Meisterschülerin abschloss.
Juno Rothaug, geboren 1999, lebt und arbeitet in Hamburg. Aktuell studiert sie in der Klasse von Anselm Reyle an der HFBK Hamburg.