INTROVERTERIOR/EXTROVERTERIOR
KVHP KUNSTVEREIN HEPPENHEIM
ERÖFFNUNG 22. JUNI 2018
23. JUNI - 29. JULI
[...] „Zen Dispensary“ zeigt neben abstrakten Farbflächen, Mustern und floralen Motiven auch Steckdosen. Durch diese assoziativ anmutenden Verknüpfungen konstruiert Bednarsky ihre ganz eigene sensible Bildwelt, welche verschiedenste Wirklichkeitsebenen unserer Welt in einem neuen, bedeutungsstiftenden Dialog versammelt. Dafür bedient sie sich vorgefundener Objekte, Bilder und Muster, die unterschiedliche Referenzsysteme wie Strukturen, Grafiken, Bildbänden, Fotografien, Büchern oder Lexika reflektieren. Auf kontaminierende Weise werden klassische malerische Formen und dekorative Ornamentik so mit gebrauchsüblichen und profan erscheinenden Motiven vereint und Natürliches – und Übernatürliches – mit Artifiziellem zu einem symbiotischen Gefüge verschmolzen. Fast analytisch folgen Bednarskys Arbeiten dabei einem sich wiederholenden Prinzip von Hinter-, Mittel- und Vordergrund: so ergänzen sich abstrakte Farbflächen, akribische Muster und davor liegende –vergleichsweise ausmodellierte – Objekte zu einem eigenständigen und ambivalenten Raumgefüge, welches offenkundig spezifischen Gesetzmäßigkeiten gehorcht und die eigenen Bedeutungsebenen in einem oszillierenden Verhältnis zwischen Disparität und Konvergenz stetig neu zu verhandeln scheint. Während Flächigkeit und Tiefenwirkung, Illusionismus und Abstraktion, Extrovertiertheit und Introvertiertheit sich gegenseitig ablösen, wird jedes der bildnerischen Elemente in seiner eigenen Perspektive/Dimensionalität verortet. Zwischen den Welten changierend, postulieren die Bildgegenstände dabei einen Zustand zwischen Authentizität und Symbolhaftigkeit, Abbildhaftigkeit und künstlerischer Interpretation. Auf diese Weise entsteht ein Zwiegespräch zwischen vermeintlich Nebensächlichem und Vordergründigem, Innerem und Äußerem, Strukturalismus und Poesie, welches sich eher der Subjektivität verpflichtet sieht, als einer darstellenden Objektivität. Bednarskys malerische Synergien bringen infolge dessen neue auratische Energiefelder hervor, welche auf eine Wirklichkeit jenseits des alltäglichen Bewusstseins hinweisen. [...]
Hendrike Nagel
Jagoda Bednarsky (*1988 in Goldberg, Polen geboren) studierte an der Kunsthochschule Kassel, an der Akademie der Bildenden Künste Wien und an der Städelschule. Ihre Arbeiten waren zuletzt in Einzelausstellungen u.a. in der Deutschen Bundesbank, Kunsthalle Lingen, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden sowie in der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen zu sehen.