»SUFFUSION OF YELLOW« (2021), 10 Minuten
EMSCHERKUNSTWEG ONLINE
Die Künstlerin Ani Schulze (*1982, lebt und arbeitet in Porto) hat im Auftrag des Emscherkunstwegs den Kurzfilm »Suffusion of Yellow« realisiert. In einer Art filmischen Collage verwebt die Künstlerin unterschiedliche Bild- und Erzählstränge zu einer surrealen Traumwelt. Den inhaltlichen Bezugsrahmen bilden vor allem mythologische Geschichten, wie die von den in der Eingangssequenz angerufenen Sirenen, oder von Orakelvorstellungen, wie die Vorhersage der Zukunft über die Deutung des Vogelflugs. Bilder von Tauben-schlägen erinnern gleichzeitig an die Tradition der Taubenzucht in Bergbauregionen wie dem Ruhrgebiet.
Wasser erscheint als lebendiges Element, das allerdings nicht frei fließt, sondern eingefasst in Mauerwerk erscheint. Möglicherweise spielt die Künstlerin hier auf die Emscher an, die jahrzehntelang in einem Betonkorsett eingezwängt war. Der Emscher-Umbau als Erneuerungsprozess der geschundenen Landschaft wird im Film in Beziehung gesetzt zu Akten der Reinigung, wie das Ausbrennen des toxischen Kots in einem Taubenschlag. Flötenspieler vollziehen scheinbar rituelle Handlungen, die in eine rhythmische und meditative Soundebene münden. Daneben stehen Close-Ups von einem in der medizinischen Forschung verwendeten menschlichen Dummy mit angeschlossenen Gerätschaften und Schläuchen, die mögliche Instrumente einer Heilung befragen. Darin könnte wiederum eine Parallele zum Umbau des Emscher-Systems gesehen werden, der von der Emschergenossenschaft mit hochtechnologisierten Errungenschaften umgesetzt wird.
Der Titel »Suffusion of Yellow« (wörtlich: ›Überschwemmung von Gelb‹) verweist auf eine der ältesten chinesischen Textsammlungen, dem »I Ging«, das als Orakel- oder Weisheitsbuch rezipiert wird. Die ins Englische als »Suffusion of Yellow« übersetzte Wendung legt eine ungewisse oder nicht voraussehbare Zukunft nahe. Auch der Film endet diffus mit dem Bild des gegen die Wand schlagenden – ›domestizierten‹ – Wassers.
Das Video von Ani Schulze erscheint in der Reihe »Emscherkunstweg online«, die ein digitales künstlerisches Erlebnis mit Bezug zu der realen Skulpturenroute an der Emscher bieten soll. Junge Künstler:innen werden von Urbane Künste Ruhr eingeladen, sich auf ihre Weise mit dem Emscherkunstweg auseinanderzusetzen. Die einzige Bedingung: der Beitrag soll in digitaler Form verfügbar sein.