Lesung und Diskussion mit Patrick Eiden-Offe, Donnerstag, 12. Oktober, 20:00 Uhr, im NIKA.haus, Niddastraße 57, Bahnhofsviertel, Frankfurt am Main.
Veranstalter*innen: NIKA.haus + MSB Matthes & Seitz Berlin
Mit der Durchsetzung des Kapitalismus entsteht im frühen 19. Jahrhundert aus verarmten Handwerkern, städtischem Pöbel, ländlichen Unterschichten und prekären Intellektuellen jenes neue soziale Kollektiv, das man bald das Proletariat nennen wird. Die Träume und Sehnsüchte dieser allen ständischen Sicherheiten entrissenen Gestalten fanden neue Formen des Erzählens in romantischen Novellen, Reportagen und sozialstatistischen Untersuchungen. Doch schon bald wurden sie – ungeordnet, gewaltvoll, nostalgisch und irrlichternd, wie sie waren – von den Vordenkern der Arbeiterbewegung als reaktionär verunglimpft, weil sie nicht in deren lineare Fortschrittsvision passen wollten.
In seiner Studie verhilft Patrick Eiden-Offe dem lange verdrängten romantischen Antikapitalismus zu seinem Recht und befreit die Sozial- und Literaturgeschichte aus ihren eindimensionalen Sichtachsen. Dabei zeigt sich eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen der historischen, poetisch besungenen Klasse und heutigen Figuren von Prekarität.