kuratiert von Il-Jin Atem Choi
20.03. – 13.04.2020
Eröffnung Freitag, 20.03., 19 Uhr
(wegen COVID-19, ohne Besucher)
„Fast alle Großsammler in Amerika wählen Trump.“ „Ach ja? Wie interessant. Ich muss jetzt leider los.“
Die Protagonisten des Kunstsystems müssen sich aktuell mit der potentiellen Komplizenschaft zwielichtiger Gestalten in Form von Sammlern, Käufern und Mäzenen auseinander setzen. Dabei wird gerne auf Eindeutigkeiten zurückgegriffen, um sicher zu sein auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Zweideutige, paradoxe, sich teilweise selbst widersprechende Positionen werden, der Logik von politischen Kampagnen folgend, entsprechend eher gemieden.
Ganz anders René Schohe, der 2013 sein Studium an der Städelschule als Meisterschüler von Christa Näher absolviert hat, und sich für Märkte abseits der ausgetrampelten Kunstmarkt-Messe-Biennale Pfade interessiert. Die Prämisse seines vor einigen Jahren begonnenen Selbstversuchs als künstlerischer Entrepreneur ist es nämlich sich selbst eine exklusive, vorher nicht existierende Nische für Porträtmalerei zu kreieren – den Markt also zu erweitern anstatt sich dem einsamen Nullsummenspiel der ungehemmten neoliberalen Netzwerkökonomie des Kunstsystems hinzugeben.
Die in der Ausstellung gezeigten Porträts von Familienmitgliedern eines schwer charismatischen Mannes, sind höchst seltene farbige Arbeiten, die innerhalb der oben genannten Prämisse entstanden sind. Hunderte Porträts von vielen Frankfurter Bürgern und deren Familien sind alle in Schwarz, Weiß und Grautönen gehalten, was sowohl konzeptionelle als auch pragmatische Gründe hat. Die Existenz der farbigen Porträts ist also wahrscheinlich der Natur des Auftraggebers geschuldet, der dem Künstler ein Angebot gemacht haben muss, das abzulehnen eventuell keine gute Idee gewesen wäre.
Generell handelt es sich in der Zielgruppe um ein relativ breites Milieu, das sowohl eine popkulturelle Affinität zu Klicks, Hits und Trends beinhaltet (also Aufmerksamkeit und Publicity sucht) als auch eine ausgeprägte Vorliebe für nicht- abhörbare Privatgespräche unter vier Augen an den Tag legt. So wurde beispielsweise ein Porträtgemälde prominent in einem Musikvideo eines Frankfurter Rappers gezeigt, was nicht nur einen sprunghaften Anstieg in der Bekanntheit von René Schohe in Sphären der Social-Media Popkultur zur Folge hate, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Porträts innerhalb bestimmter Gruppen unterstrichen hat (wodurch Folgeaufträge generiert werden konnten).
In der vorliegenden Ausstellung ist eine Welt in der Welt erkennbar, die im Schatten der Welt existiert und die Analogien zu einer Vielzahl von Welten zulässt, über die man nichts weiß – es sei denn man begibt sich mit Leib und Seele hinein. Die höchste Kunst dabei ist es allerdings die eigene Integrität und Haltung zu bewahren und sich, sofern möglich, nicht korrumpieren zu lassen.
fffriedrich
Alte Mainzer Gasse 4-6
60311 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten nach Vereinbarung: atem@atemmeta.de