Paul Haas
15. Juni – 25. Juni 2023
Eröffnung: Donnerstag, 15. Juni 2023, 19 Uhr
Öffnungszeiten: Mi-Do 18-20 Uhr, Fr-So 14-18
AusstellungsHalle 1A
Schulstraße 1a
60594 Frankfurt am Main
Pygmalion hat viele Gesichter – das eines Künstlers, der sich, laut Ovid, in eine selbst geschaffene Elfenbeinstatue verliebt, nachdem er sich von der Erfahrung mit promisken Frauen in die misogyne Isolation treiben ließ; oder das einer Doppelagentin, die im DDR-Film Pygmalion 12 (1971) die CIA zur Zeit des Kalten Krieges an der Nase herumführt.
Der von Ingrid Sander gedrehte Film ist, neben einem schriftlichen Interview mit der Regisseurin aus demselben Jahr, der zentrale Referenzpunkt der Ausstellung Who‘s Pygmalion?. In seinen filmischen Arbeiten eignet sich Paul Haas dieses Material sowie weitere Fragmente der DDR-Filmgeschichte durch verschiedene Formen der Verfremdung an. Das weitestgehend in der Versenkung verschwundene DEFA-Material rund um Pygmalion 12 gewinnt dadurch eine Bedeutung über den Status geschichtlicher Dokumente hinaus und wird als künstlerische Reflexion über die Produktion von Wirklichkeitsfiktionen und Sehnsüchten lebendig – Sehnsüchten nach einer einfachen Scheidung der Welt in Gut und Böse und nach einem engagierten Filmschaffen, das sich bürgerlichen Konventionen entzieht, und das, wie Ovids Pygmalion, die Grenze zwischen Kunst und Leben überschreitet.