Vor 90 Jahren

Finstere Jahre wurden am 28. März 1933 eingeleitet als der damalige, langjährige Direktor der Städelschule, Fritz Wichert, eine Verfügung zur Enthaltung der Ausübung aller dienstlichen Geschäfte durch den nationalsozialistischen Oberbürgermeister, Krebs, der Stadt Frankfurt erhielt. Darauf folgten die Beurlaubungen und Entlassungen der Lehrenden der Städelschule, die als politische Gegner des NS-Regimes galten. Sie kennzeichnen den Beginn der Gleichschaltung durch das NS-Regime, und zwar noch vor dem offiziellen Inkrafttreten des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums, das erst am 7. April 1933 verabschiedet wurde.  

Mit der Verfügung vom 28. März 1933 wurde der Direktor der Städelschule, Fritz Wichert, durch eine Beurlaubung von seinem Amt abgelöst. Noch am selben Tag wurde seine Position vorläufig Karl Berthold übertragen, der für vier Monate als kommissarischer Direktor für die Städelschule tätig war und im Anschluss von Richard Lisker ersetzt wurde. 
Bereits am 29. März 1933 veranlasste Berthold die Entlassung von Willi Baumeister, Richard Scheibe, Franz Schuster, Max Beckmann sowie der Fachlehrer*innen Josef Hartwig und Marie Schöffl. Die erste Professorin der Städelschule, Margarethe Klimt, wurde beurlaubt. Der Künstler Jakob Nussbaum und der Typograf Berthold Wolpe wurden ebenfalls entlassen. (In einem Schreiben vom 21. September 1933 wird ihre Entlassung in einer Liste der "entlassenen" Mitarbeiter aufgeführt). Hartwig, Klimt und Scheibe nahmen 1933 bzw. 1934 ihre Tätigkeit an der Städelschule wieder auf. 

Quellen: ISG, Magistratsakten, Best. A.02.01, Sig. 8.391 

Schreiben der Städtischen Kunstgewerbeschule zu anstehenden Personalveränderungen 29031933 Quelle Institut für Stadtgeschichte
Schreiben der Städtischen Kunstgewerbeschule zu anstehenden Personalveränderungen, 29.03.1933. Quelle: Institut für Stadtgeschichte