Manfred Pernice
Ausstellungseröffnung
24. März 2019, 11:00 Uhr
Einleitung und Gespräch mit Nadine Droste, Benita + Immanuel Grosser und Manfred Pernice
Im Anschluss square food and sweets
Ausstellung vom 25.3. bis 5.5.2019
„Manfred Pernice verwandelt mit deposition das VIS in einen Raum der Potentialität. Die Ausstellung konstituiert einen Zustand der Latenz und verweist auf das In-Erscheinung-Treten der Skulptur, ihre „Inbetriebnahme“, in der Zukunft. Acht neue „Figuren“ werden prologisch eingeführt. Felder am Boden markieren ihre räumliche Setzung und schaffen eine Bühne, auf der sich die „Figuren“ in ihrer konkreten Gestalt nicht zu erkennen geben. In Laken verhüllt berichten sie von der Möglichkeit des Auftritts zu einem anderen Zeitpunkt. Ihnen sind Wandfelder zugeordnet, die den szenischen Kontext der noch ausstehenden Handlung anzeigen. Pernice’ Inszenierung entfaltet ein Moment der Spannung, das sich an dem Spiel mit den Voraussetzungen der Konstitution von Bedeutung entzündet."
Mit diesen Worten führte Nadine Droste die Besucher zu der Ausstellung deposition im Hamburger Kunstraum VIS im Dezember 2018. Im Frühling 2019 werden diese latent positionierten Objekte bei Y8 nun tatsächlich gezeigt und die Inbetriebname findet statt – auch wenn das vorher auch schon der Fall war. Die Verhüllung wird zu einem soft-Merkmal ihrer schon gegebenen Präsenz. Vielleicht verlieren die Exponate ihre Sonderstellung und werden zu Dingen der Umgebung; Die Herausstellung zu einer Hereinstellung, das Ausgestellte zu etwas einfach Hingestelltem – die Position ist die Ex-position der anderen p.
Die Figuren sind Weichbilder, sie werden identifiziert und „sprechen“ (vielleicht) mit ihren Nachbarn – auch wenn das Verhältnis nicht gezeigt werden kann (wenn es überhaupt zustande kommt).
Ort dieser Ex-position ist Y8, ein Kunst- und Yogaraum. Ein Ort, der sich ganz explizit der eigenen Verhältnislosigkeit verschreibt und dabei zugleich ein Verhältnis zwischen dem Selbst, dem Anderen und dem Raum provoziert. Die acht Figuren nehmen dort ihren Platz ein – auf einem Raster und zwischen den Personen im Raum. Regelmäßig gehen diese Personen einem ganz bestimmten Ritual nach – sie strukturieren Zeit und Raum mit ihren Asanas.
Per Definitionem ist eine Asana ein Ort. Eine Stellung. Eine Asana ist eine ideale vorgegebene Form, eine Behauptung im Raum, an die sich der Yogapraktizierende mit seiner Bedingtheit sukzessive anzunähern versucht. Warum macht er das? Warum überhaupt eine Asana, einen anderen Ort aufsuchen?
Eine Asana initiiert einen Sehnsuchtsmoment, man denkt: „was wäre wenn ...“
Manfred Pernice (*1963, lebt und arbeitet in Berlin) hatte zuletzt Einzelausstellungen bei AKG, New York, The Modern Institute, Glasgow (2017), im Kunstmuseum St. Gallen, St. Gallen und Lulu, Mexiko City (beide 2016).
Y8 ist ein Ort, der seine Perspektive durch die wechselnden Ausstellungen regelmäßig verändert, wobei die Aussichtsplattform durch die ritualisierte Yogapraxis stabil bleibt. Für Y8 ergibt sich daraus folgende Strategie: Man splittet den Ort von seiner Funktion, um Nichtvereinbares in ein Spiel zu bringen: Der Kunstraum bestimmt Oberfläche, Struktur, Licht und Material des Raumes, die Yogapraxis dagegen entscheidet über Regel, Ritual und Funktion. Ausstellungen (Auswahl): Katharina Grosse (2001), Angela Bulloch (2002), Rita McBride (2004), John Armleder (2006), Jonathan Monk (2007), Gerwald Rockenschaub (2008), On Kawara (2010), Lawrence Weiner (2011), Channa Horwitz (2011), Carl Andre (2011), Joseph Kosuth (2013), Bas Jan Ader (2015), John Baldessari (2016), Bruce Nauman (2018)
Y8
Kleiner Kielort 8
20144 Hamburg
+49 040 41424546