Zentimeter um Zentimeter, dicht an dicht umsäumen grüne, orangene und violette Stoffstreifen den glänzendkalten Draht. Allein die Stacheln stechen wie Strahlen klar und brutal immer wieder aus der Stoffummantelung hervor. Verteilt im Raum formen die stählernen Farbknäuel eine weite grüne Gartenlandschaft, in der violette und orangene Felder ab und an hervorsprießen. Dazwischen erstrecken sich rund und geometrisch rostende Becken wie Seen in der weiten, verdorrten Ebene. Über ihr zieht der süßherbe Duft von verbranntem Imphepho. Rhythmisch, leise und gedämpft, schnalzend, klickend und klackend erklingen Worte, die auf isiXhosa den nächtlichen Traum noch schlaftrunken zu beschreiben versuchen.
In Tending to the harvest of dreams stellt die südafrikanische Künstlerin Lungiswa Gqunta 30 Jahre nach dem vermeintlichen Ende der Apartheid die Frage nach dem Fortwirken des Kolonialismus. Wie kann man an den eigenen Umgang mit Natur, an jahrhundertealte Traditionen und Wissen, das in einem liegt, aber nur in Träumen zu einem spricht, anknüpfen? Wie lässt sich die eigene Identität, die Schritt für Schritt auch durch Landnahme entzogen worden ist, finden und weiterführen?
Tending to the harvest of dreams ist die erste institutionelle Einzelausstellung, die die Künstlerin weltweit zeigt.
Mehr Informationen unter mmk.art