Eine musikalische, filmische, kommentierte Reise durch 50 Jahre Einwanderung in Deutschland. Der Berliner Autor İmran Ayata und der Münchner Theatermacher und Musiker Bülent Kullukçu sammelten und recherchierten Songs aus der Zeit von Anfang der 1960er- bis Anfang der 1990er-Jahre von Musiker*innen, die aus der Türkei nach Deutschland kamen. Mit Songs of Gastarbeiter Vol. 1 veröffentlichten sie 2013 eine Compilation von 16 Stücken – eine Mischung aus anatolischem Disco-Folk und mit Sprechgesang, wie einst auf Festen, Hochzeiten und politischen Veranstaltungen zu hören war. Dazu gehören Arbeiter*innenlieder, Schlager und Lieder über ‚Almanya‘ als ‚bittere Heimat‘. Sie erzählen vom Außenseitertum, vom Fremdsein – und von Erfahrungen mit Ausgrenzung und Rassismus. Es sind allesamt scharfsinnige Beobachtungen der deutschen Gesellschaft. Die Lieder liefern neue Deutschlandbilder, die sich auch an die Mehrheitsgesellschaft richten. Doch die hörte nicht zu.
İmran Ayata und Bülent Kullukçu veröffentlichten gemeinsam die beiden Alben Songs of Gastarbeiter Vol. 1 (2013) und Vol. 2 (2022). İmran Ayata ist Kulturaktivist und Autor. Er studierte Politologie in Frankfurt am Main, war Redakteur der Zeitschrift Die Beute. Politik und Verbrechen und ist Mitbegründer von Kanak Attak. Ayata veröffentlicht literarische Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden in Deutschland und der Türkei. 2005 erschien sein erstes Buch Hürriyet Love Express (Kiwi Verlag), 2011 folgte der vielbeachtete Roman Mein Name ist Revolution (Blumenbar Verlag), 2015 Ruhm und Ruin (Verbrecher Verlag). Bülent Kullukçu ist Regisseur, bildender Künstler, Komponist, Kurator und Galerist. Er arbeitet mit analogen und digitalen Medien und realisiert Ausstellungen und Projekte im öffentlichen Raum im In- und Ausland. Als Regisseur hat er über 80 Theater- und Performanceproduktionen umgesetzt. Als Musiker und Produzent verantwortete er zahlreiche nationale und internationale Musikprojekte im Bereich Club- und Festivalkultur. Er komponiert für Theaterhäuser und freie Produktionen, gestaltete Filmmusik und Hörspiele (u. a. für BR, WDR), Soundinstallationen für Museen sowie diverse Vinyl- und CD-Veröffentlichungen weltweit.
Die Music Lecture von İmran Ayata und Bülent Kullukçu findet im Rahmen des QuiS Research Fellowships von Dr. Gürsoy Doğtaş an der Städelschule statt, das im Wintersemester 2024/25 und Sommersemester 2025 der Geschichte der sogenannten Gastarbeit und den damit verknüpften kulturellen, aktivistischen und künstlerischen Praktiken nachgeht. In diesem Semester steht der Leitgedanke im Fokus, wie soziale Machtstrukturen durch eine Politik des Hörens in Frage gestellt werden können. Das Programm im Rahmen des QuiS Research Fellowships wird durch die großzügige Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur ermöglicht.