Sprecher*innen:
Angela Lühning – Direktorin der Stiftung Pierre Verger, Salvador da Bahia
Carl Haarnack – Kurator, Autor und Archivar, Gründer von Buku - Bibliotheca Surinamica, Amsterdam
Willem de Rooij – Künstler und Professor, Berlin
Moderation:
Oliver Hardt – Filmemacher, Frankfurt/Main
Fotograf, Ethnologe und babalawo Pierre Fátúmbí Verger (1902, Paris–1996, Salvador da Bahia) setzte sich intensiv mit der Beziehung zwischen den Kulturen der afrikanischen Diaspora und Westafrikas auseinander. Im Jahr 1948 entstanden während einer achttägigen Reise durch Surinam eine Serie von 257 Fotografien, die heute in der Stiftung Pierre Verger in Salvador da Bahia aufbewahrt werden. Wie beziehen sich diese Fotografien zum einen auf das größere Archiv von Bildern aus Surinam und zum anderen auf Pierre Vergers Lebenswerk? Und was bedeutet es für diese Bilder, dass sie nun im Kontext der zeitgenössischen Kunst gezeigt und gesehen werden?
Willem de Rooijs Ausstellung Pierre Verger in Suriname im Portikus präsentiert eine neue Installation, in der De Rooij die Besucher*innen mit Vergers Fotografien durch ein immersives Display verbindet. Ein von Ronnie Füglister gestalteter Katalog mit Essays von Karin Amatmoekrim, Ayrson Heraclito, Philippe Pirotte, Willem de Rooij, Richard Price und Gloria Wekker macht die gesamte Serie von Bildern zum ersten Mal einem breiten Publikum zugänglich.
Angela Lühning ist ehrenamtliche Direktorin der Stiftung Pierre Verger, an der sie seit ihrer Gründung im Jahr 1988 tätig ist. Sie widmet sich vor allem der Forschung über Pierre Fátúmbí Verger, der Betreuung interessierter Forscher*innen und der Bearbeitung des Archivs. Außerdem ist sie auch für die Konzeption der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus den die Stiftung umgebenden Vierteln zuständig, die in Kursen verschiedene Ausdrucksformen der afro-brasilianischen Kultur erleben und erlernen können. Beruflich ist sie seit 1990 als Musikethnologin an der Musikhochschule der Universität von Bahia (UFBA) tätig, wo sie mit der musikalischen Vielfalt der brasilianischen Kultur arbeitet.
Carl Haarnack studierte Politikwissenschaften an der Universität Amsterdam. Er ist Gründer von Buku – Bibliotheca Surinamica, einer bibliophilen Sammlung von antiken Büchern über Surinam. Seine Texte erscheinen in der Zeitschrift Parbode und auf der Website www.buku.nl. Außerdem publiziert er zur Geschichte Surinams und dessen kolonialem Erbe. Haarnack ist Mitautor von Black is Beautiful, Rubens to Dumas (2008). 2013 arbeitete er als Kurator an der Ausstellung Slavery Representated at the Special Collections of the UvA. In den Jahren 2019/2020 war Haarnack Berater für die Ausstellung Grote Suriname in der Nieuwe Kerk, Amsterdam. 2017 veröffentlichte er »Nachrichten von Surinam: Darstellungen einer niederländischen Kolonie in der deutschen Reiseliteratur«, erschienen in: Travel Writing in Dutch and German, Routledge, 2017).
Oliver Hardt ist Regisseur und Filmemacher in Frankfurt am Main. In seinen Dokumentarfilmen setzt er sich mit der kulturellen Dynamik der afrikanischen Diaspora auseinander mit einem Schwerpunkt auf Architektur, Design und zeitgenössischer Kunst. Seine Filmografie umfasst Black Deutschland, eine filmische Erkundung des Schwarzen Lebens in Deutschland; The United States of Hoodoo, ein Roadtrip zu den spirituellen Quellen afrikanisch-amerikanischer Musik und Bildräume; David Adjaye - Collaborations, ein Portrait des ghanaisch-britischen Architekten durch die Augen seiner Freund*innen, Mentor*innen und Projektpartner*innen; und zuletzt The Black Museum, ein Dokumentarfilm über das neue National Museum of African History and Culture in Washington D.C.
Willem de Rooij untersucht durch seine Arbeit mit verschiedenen Medien die Wirkungsweise von Bildern. Kollaborationen und Aneignungen prägen seine künstlerische Herangehensweise und sein Werk hat kunsthistorische und ethnographische Forschungsprojekte angeregt. De Rooij lehrt an der Städelschule, Frankfurt am Main, der Rijksakademie, Amsterdam und dem von ihm mitbegründeten BPA // Berlin Program for Artists. Er war DAAD Artist-in-Residence in Berlin und Robert Fulton Fellow in Harvard. Gemeinsam mit Jeroen de Rijke, seinem Duopartner in der Zeit von 1994 bis 2006, vertrat er die Niederlande auf der 51. Biennale von Venedig. Jüngste institutionelle Einzelausstellungen De Rooijs fanden an folgenden Institutionen statt: KW Institute for Contemporary Art, Berlin; IMA Brisbane; Museum MMK für Moderne Kunst, Frankfurt am Main; Le Consortium, Dijon sowie Jewish Museum, New York. Zudem war seine Arbeit Teil von Gruppenausstellungen, u.a. im BDL Museum, Mumbai; im Hammer Museum, Los Angeles; auf der Jakarta Biennale; der EVA International – Irland’s Biennial, Limerick; auf der 10. Shanghai Biennale und bei Raw Material Company, Dakar. Seine Werke sind Teil folgender Sammlungen: Stedelijk Museum, Amsterdam; mumok, Wien; Hamburger Bahnhof, Berlin; Centre Pompidou, Paris; MoMA, New York sowie MOCA, Los Angeles.