Ghislaine Leungs Arbeiten nutzen oft die sie umgebenden Strukturen – Ausstellungsraum, Zeit, Dauer, regionaler Standort oder organisatorische Partnerschaften – als Begrenzungen, die die Durchführung von Arbeit im institutionellen Rahmen bedingen. In ihrem fortlaufenden Gesprächsformat Questions stellt die Künstlerin die Struktur und den Anspruch des Künstler*innengesprächs auf die Probe, indem sie vorschreibt, dass kein Vortrag gehalten wird, sondern nur Fragen gestellt werden, auf die Leung entsprechend antwortet.
Ghislaine Leung ist eine britische Konzeptkünstlerin. In ihrer Arbeit verwendet sie auf scores (Partituren) basierende Anweisungen, um die Bedingungen der künstlerischen Produktion radikal umzuverteilen und zu konstituieren. Für Leung sind Einschränkungen, die als persönliche, institutionelle, strukturelle oder systemische Parameter des produktiven Schaffens empfunden werden, ein Mittel, um aus ihnen heraus andere Setzungen zu schaffen. Geboren in Stockholm, Schweden, als Tochter eines Vaters aus Hongkong und einer Mutter aus London, wuchs sie zunächst in Reims, Frankreich, und dann in London, England, auf. Sie erwarb 2002 einen BA in Fine Art in Context an der University of the West of England und 2009 einen Master in Aesthetics and Art Theory am Centre for Research in Modern European Philosophy an der Middlesex University. Zwischen 2004 und 2014 arbeitete sie an der Tate und am LUX in London.
Leung präsentierte Einzelausstellungen unter anderem bei folgenden Institutionen: Kunsthalle Basel, Schweiz; Renaissance Society, Chicago, USA; Simian, Kopenhagen, Dänemark; Ordet, Mailand, Italien; Museum Abteiberg, Mönchengladbach, Deutschland; Netwerk, Aalst, Belgien; Künstlerhaus Stuttgart, Deutschland; Chisenhale, London, UK; Cell Project Space, London, UK und WIELS, Brüssel, Belgien. Ihre Arbeiten wurden weiterhin in zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem in HALLE FÜR KUNST Steiermark, Graz, Österreich; CAPC, Bordeaux, Frankreich; By Art Matters, Hangzhou, China; Museion, Bozen, Italien und KW Institute for Contemporary Art, Berlin, Deutschland; Institute of Contemporary Arts (ICA), London, UK. Leungs erstes Buch war Partners (Cell Project Space, 2018); ihr zweites Buch Bosses wurde 2023 bei Divided veröffentlicht. Sie war 2023 für den Turner Prize nominiert und lebt in London, UK.
Photo Credit: Ghislaine Leung, Holdings, Detail, 2024. Score: An object that is no longer an artwork. Photo by Bob. Courtesy of the Artist, Maxwell Graham, New York and Cabinet, London