Vertreibung, Migration, Überleben und Widerstand sind die zentralen Themen der Filme und Installationen von Pınar Öğrenci. Der Antrieb für ihre Arbeiten sind schwierige, alltägliche Kämpfe: die Geschichten aus unterschiedlichen Geografien, die sie hört, beobachtet, erlebt, sammelt und dokumentiert. In früheren Arbeiten verfolgte Öğrenci die selten erzählten Geschichten von migrierenden Gemeinschaften rund um das Mittelmeer und die Ägäis. Nachdem sie 2018 nach Deutschland umsiedelte, produzierte sie Filme und Videoarbeiten, die sich hauptsächlich auf Archivmaterial über in Deutschland lebende „Gastarbeiter“, Flüchtlinge und Exilant*innen beziehen, in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Bereichen, Musiker*innen und Schriftsteller*innen. Öğrenci wird einen Vortrag über nicht-repräsentierte Geschichten von migrantischen Gemeinschaften halten, vom Zuhause über die Schule, von der Fabrik zur Straße. Anhand ihrer jüngsten Filme Gurbet is a home now (2020), Inventory 2021, Glück auf in Deutschland (2024) und Kein Change (2024) wird sie institutionelle und alltägliche rassistische Praktiken von Stadtpolitik bis zum Gesundheits- und Versicherungssektor in Deutschland diskutieren.
Pınar Öğrenci wurde 1973 in Van, Türkei, geboren und lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Ihre Arbeiten sind dekoloniale und feministische Lesarten an der Schnittstelle von sozialer, politischer und anthropologischer Forschung, Alltagspraktiken und menschlichen Geschichten der unfreiwilligen Migration. Sie besitzt einen Hintergrund in Architektur, der in ihre videobasierten Arbeiten und Installationen einfließt, in denen sie Spuren der ‚materiellen Kultur‘ von Flucht und Vertreibung sammelt. Sie wurde 2022 mit dem Villa Romana-Preis ausgezeichnet und war im selben Jahr für den Preis der Böttcherstraße, Bremen, nominiert. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt, darunter bei der 60. Biennale von Venedig (2024), der documenta fifteen, Kassel (2022), der 12. Gwangju Biennale (2018), der 6. Athen Biennale (2018) und dem Istanbuler Off-Site-Projekt der Sharjah Biennale13 (2017). Sie hatte Einzelausstellungen bei MK&G Hamburg (2024/25), Frac Bretagne, Rennes (2024), Berlinische Galerie, Berlin (2023), Tensta Konsthall, Stockholm (2018), Kunst Haus Wien. Museum Hundertwasser (2017) und Depo İstanbul (2017).